30.06.2021 / Frankfurt – Am 30. Juni 2020 haben sich die Unterzeichner*innen der Selbstverpflichtung des deutschen Finanzsektors verpflichtet, ihre Kredit- und Investmentportfolien im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Durch die vereinbarte Messung, Veröffentlichung und Zielsetzung zur Reduzierung der mit den Kredit- und Investmentportfolios verbundenen Emissionen, will der Finanzsektor einen Klimaschutzbeitrag leisten und eine nachhaltige und zukunftsfähige Weiterentwicklung der Wirtschaft unterstützen. Ein solcher dringend erforderlicher Umbau stärkt gleichzeitig die Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der finanzierten Unternehmen und reduziert Risiken bei den Banken. Ein Jahr nach Unterzeichnung der Selbstverpflichtung ziehen die Unterzeichner*innen eine erste Bilanz.
Fortschritte bei der Umsetzung
- Alle Unterzeichner*innen haben die Dringlichkeit erkannt und mit der Umsetzung begonnen. Aufgrund der teils stark abweichenden Ausgangslagen sind die Fortschritte naturgemäß unterschiedlich und zum jetzigen Zeitpunkt kaum miteinander vergleichbar. Das Hauptziel, die Implementierung von Methoden zur Messung und die Festlegung von konkreten, wissenschaftsbasierten Zielen bis Ende 2022, wird jedoch von allen Häusern als umsetzbar eingeschätzt.
- Zur Messung der Klimaauswirkungen nutzen die Unterzeichner*innen verschiedene Methoden. Der Großteil hat sich dazu in einem ersten Schritt auf die Bestimmung des Fußabdrucks ihrer Kredit- und Investmentportfolien konzentriert. Methoden zur Bestimmung von Zielen, zur Bewertung von Portfolios in Bezug zu den Klimazielen und zur Steuerung von Portfolios oder Kreditvergabe stehen oft noch am Anfang. Erste Häuser setzen sich hierzu bereits mit wissenschaftsbasierten Zielsetzungen auseinander; einzelne haben bereits konkrete Zeitpunkte zur Veröffentlichung, z.B. im Rahmen der Science Based Targets Initiative, angekündigt.
Datenerhebung bleibt die große Herausforderung
Eine zentrale Herausforderung für alle Unterzeichner*innen stellt die Erhebung von Daten und deren Qualität, als Grundlage für die Steuerung der Portfolien, dar. Dieses Thema wurde bereits vom Sustainable Finance Beirat aufgegriffen und erste Empfehlungen unterbreitet, die in der Sustainable Finance Strategie der Bundesregierung noch nicht eindeutig verortet wurden. Auf europäischer Ebene wird mit der Richtline zur nicht finanziellen Berichterstattung (CSRD) ein weiterer Schritt zur Lösung dieser Herausforderung angegangen. Dies ist aber aus Sicht der Unterzeichner noch nicht ausreichend.
Weiterhin zeichnet sich ab, dass bei der Umsetzung in den einzelnen Häusern verschiedenste Zielkonflikte entstehen, wenn es z.B. darum geht die unterschiedlichen Interessen von internen und externen Stakeholdergruppen einzubinden. Hier gilt es den Austausch zwischen Finanzwirtschaft, Realwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft weiter auszubauen und zu stärken.
Diverse Kooperationen gestartet
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Vereinbarung ist die Zusammenarbeit und der gemeinsame Austausch zwischen den Unterzeichnern. In den letzten zwölf Monaten sind im deutschen Markt verschiedene Projekte zur Unterstützung von Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele entstanden, an denen aus dem Kreis der Unterzeichner in verschiedener Form mitgewirkt wird:
1.) Es wurde die Net Zero Banking Alliance Germany, welche vom Green und Sustainable Finance Cluster unterstützt wird, ins Leben gerufen, um vorwettbewerbliche Grundlagen und Steuerungsansätze für klimaneutrale Investitions- und Kreditportfolios zu entwickeln.
2.) Mit dem vom BMU geförderten Projekt „Pathways to Paris“ bieten der Co-Initiator der Klimaselbstverpflichtung, WWF Deutschland, und PwC Deutschland eine Plattform, auf der Realwirtschaft, Finanzsektor und Wissenschaft den notwendigen Diskurs führen können. Reflektiert wird der aktuelle Stand bei der Entwicklung emissionsarmer Technologien und Alternativen. Zudem werden Bewertungssysteme weiterentwickelt, die Hilfestellung bieten, diese Technologien aus finanzwirtschaftlicher Perspektive einzustufen.
3.) Die Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF), eine global tätige Brancheninitiative zur Standardisierung der Messung von Treibhausgasemissionen für den Finanzsektor, und der Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten e. V. (VfU) unterstützen im Rahmen ihrer Kooperation Finanzinstitute in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein bei der Messung und Offenlegung der finanzierten Emissionen ihrer Portfolios.
4.) Unter den Erstunterzeichnern der Net Zero Banking Alliance, die im April 2021 mit Unterstützung der UNEP FI ins Leben gerufen wurde, finden sich viele der Unterzeichner der deutschen Klimaselbstverpflichtung.
Die Zahl der Unterzeichner wächst weiter
Das Bündnis deckt ein breites Spektrum des Finanzsektors ab (Landesbanken, Geschäftsbanken, Nachhaltigkeitsbanken, Auslandsbanken, Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen) und repräsentiert über 47 Millionen Kunden in Deutschland sowie ein verwaltetes Vermögen von knapp sechs Billionen Euro. Seit dem Start im Juni 2020 kamen mit der DZ BANK, der Münchner Verein Versicherungsgruppe und der National-Bank weitere Unterzeichner hinzu.
Die Selbstverpflichtung bleibt weiterhin für weitere Unterzeichner*innen offen.